Porträt Brigitte Große

Brigitte Große, Foto: privat

Die beiden Österreichischen Staatspreise für literarische Übersetzung, dotiert mit jeweils 10.000 Euro, würdigen die Leistung von Übersetzer*innen fremdsprachiger Literatur ins Deutsche und von Übersetzer*innen österreichischer Literatur in andere Sprachen. Für das Jahr 2017 gehen die Preise an Brigitte Große (übersetzt ins Deutsche) und Andy Jelčić (übersetzt ins Kroatische).
Brigitte Große ist eine äußerst vielseitige Übersetzerin, die eine lange Liste von französisch­sprachiger Literatur verschiedenster Stile und Ausprägungen mit großer Sorgfalt und Präzision ins Deutsche gebracht hat. Dank ihrer beeindruckenden sprachlichen Spannweite, Empathie und Ausdruckskraft gelingt es ihr, für jedes Buch, für jeden Autor und jede Autorin einen eigenen Ton zu entwickeln. Georges-Arthur Goldschmidt, dessen an der französisch-deutschen Sprachgrenze angesiedelte Freud- und Kafka-Bücher lange Zeit als unübersetzbar galten, hat der Kunst seiner Übersetzerin Brigitte Große die größte Anerkennung gezollt: „Hier liest der Autor auf Deutsch genau das, was er auf Französisch geschrieben hat.“
Andy Jelčić übersetzt seit vielen Jahren kontinuierlich Klassiker (Musil, Doderer) ebenso wie neue Werke der österreichischen Literatur (Winkler, Hochgatterer, Ransmayr, Gauss, Henisch) ins Kroatische. In Übersetzerkreisen gilt sein Name als Gütesiegel für philologisch höchst ausgefeilte und kulturgeschichtlich wie literaturtheoretisch fundierte Übersetzungen, die sich zugleich durch Kreativität und kühne Wortschöpfungen auszeichnen. Seine Übertragung von Musils „Mann ohne Eigenschaften“ wird als atemberaubende Neu-Übersetzung gelobt. „In Jelčićs Version funktioniert Musils Text als auf höchstem Niveau gepflegter literarischer Diskurs in kroatischer Sprache“, so die Begründung der Jury, die Jelčić den Preis des kroatischen Kulturministeriums für diese Übersetzung zuerkannte.
Die Überreichung der beiden Staatspreise findet am 1. Juli um 11 Uhr im Literaturhaus Wien statt. Die Festrede hält der Schriftsteller und Übersetzer Dr. Martin Pollack. Der Übersetzungsbeirat, bestehend aus Mag. Ute Eisinger, Dr. Waltraud Kolb, Univ.-Prof. DDr. Michael Rössner, Univ.-Doz. Dr. Velizar Sadovski und Mag. Dr. Monica Wenusch, hat neben den Staatspreisen auch über die Vergabe von Übersetzungsprämien entschieden. 21 Übersetzungen ins Deutsche und 29 Übersetzungen österreichischer Literatur in andere Sprachen wurden mit Prämien in Höhe von bis zu 2.200 Euro ausgezeichnet.

Der Übersetzer und Autor Martin Pollck hielt anlässlich der Verleihung eine lesenswerte Rede.

Wir gratulieren sehr herzlich.