Die Bücher auf der 49. Litprom-Bestenliste (Foto-Ausschnitt)

Die sieben Titel der 49. „Weltempfänger“-Bestenliste vom Winter 2020 (Foto: litprom)

…und die Stimme einer jungen Frau, die eigentlich gar nicht mehr gehört werden soll: aus dem Todestrakt im Iran. Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen von Ava Farmehri auf Platz 1 (übersetzt von Sonja Finck, Helmlé-Preisträgerin 2019) ist die faszinierende Geschichte der 20-jährigen Sheyda, die in einem iranischen Gefängnis sitzt und kurz vor ihrer Hinrichtung ihre Lebensgeschichte erzählt — oder erfindet? 

Die Protagonistin in Pilar Quintanas Roman (aus dem Spanischen von Mayela Gerhardt) erfährt erst durch eine Hündin Mutterglück, verliert aber dabei die Kontrolle. Danny hingegen droht in Aravind Adigas Amnestie (deutsch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) als illegaler Flüchtling die Deportation, bis ihn ein Mord zu einer schweren Entscheidung zwingt. In Heißes Blut von Un-Su Kim (aus dem Französischen von Sabine Schwenk) trifft in der südkoreanischen Hafenstadt Busan Sensibilität und Vaterkomplex auf Gangster-Pose und Auftragsmord. Hundert Augen verfolgen die Menschen in Samanta Schweblins kluger Vision (gesehen von Marianne Gareis, Trägerin des Hieronymusrings 2019) auf Schritt und Tritt.  In London Burning von Parker Bilal (übersetzt von Ulrike Thiesmeyer) werden zwei Menschen von Gesteinsbrocken zerquetscht aufgefunden —ein gewöhnlicher Mord oder doch eine Steinigung nach Scharia-Recht mitten in London? Jaime Begazo, schließlich, erzählt (durch Frank Henseleit) in Die Zeugen von einer Begegnung mit dem großen Jorge Luis Borges, nach der nichts mehr so ist, wie es war: Was ist wahr und was Fiktion? Und was die Literatur?

Nominiert für den LiBeraturpreis 2021 sind Farmehri, Quintana und Schweblin. Litprom empfiehlt für eine Übersetzung ins Deutsche Zhang Yuerans Shi ai, denn ein bisschen surreal ist Liebe ja immer – auch in zehn bewölkten Träumen aus China.

Der „Weltempfänger“ Nr. 49 / Winter 2020 steht bei Litprom auch als PDF zum Download zur Verfügung.

(1.12.2020)