Der „Weltempfänger“ nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.

  • Die Schwester ist behindert, die Cousine kleinwüchsig – und auch Erzählerin Yuna ist „sprachlich zurückgeblieben“. Ständig droht die Klapsmühle. Oder der Rohrstock der Mutter. Oder die Attacke eines Lüstlings. Böse böse, dieser naiv-frenetische Roman, mit dem Aurora Venturini mit 85 endlich berühmt wurde. Die Cousinen. Aus dem Spanischen von Johanna Schwering.
  • Ein Roman, so skurril wie sein Protagonist. Ein 35-jähriger Nerd, der ein viel zu geregeltes Leben zwischen Arbeit, Lesen und Elternbesuchen verbringt. In Chinatown stolpert er über eine Obdachlose, die er kennt, und sein Dasein gerät in Bewegung, mit viel Kuchen. Ein Debüt voller Witz und Wärme, ein Blick hinter die glatte Fassade Singapurs. Zweckfreie Kuchenanwendungen von Yeoh Jo-Ann. Aus dem Singlischen von Gabriele Haefs.
  • Dieser Roman ist ein großes Spiel: Sarr erzählt und reflektiert in Einem, und das ist ein so souveränes wie elegantes Jonglieren, mit vielen gewagten Bewegungen, Abläufen und Figuren; ein (intellektuelles) Abenteuer, das sich aus Abenteuern speist, Inhalt und Form sind dabei meisterhaft verschränkt. Die geheimste Erinnerung der Menschen von Mohamed Mbougar Sarr. Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller.
  • Ein Klassiker der japanischen Literatur und hochaktuell: Eine tödliche Lungenkrankheit bedroht die Liebe zweier junger Menschen in einem Sanatorium in den Bergen von Nagano. In dahingetupften Worten fängt Tatsuo Hori ihre wechselnden Stimmungen ein, verwebt die Handlung kunstvoll mit den Jahreszeiten. Der Wind erhebt sich von Tatsuo Hori. Aus dem Japanischen von Sabine Mangold.
  • Zwischen Kairo, Khartum und Edinburgh spielen diese vielschichtigen Kurzgeschichten. Sie erzählen von Migrationsbewegungen, schwierigen Romanzen und dem Gefühl der Fremdheit gegenüber vertrauten und neuen Orten. Ein nuancierter und betörender Erzählungsband voller Sehnsucht nach einer Heimat, die es nicht mehr gibt. Anderswo, daheim von Leila Aboulela. Aus dem Englischen von Irma Wehrli.
  • Schleuser und Guerilleros beherrschen das Leben im Niemandsland, am Grenzfluss zum rettenden Nachbarstaat, der Mexiko oder Kolumbien sein könnte. Selbst Geburtsstationen sind einzig Orte von Totgeburten und Muttersterben. Sainz Borgo berichtet ungeschönt von der Brutalität unseres Migrationszeitalters. Das dritte Land von Karina Sainz Borgo. Aus dem Spanischen von Angelica Ammar.
  • Eine verfallene Ziegelfabrik. Eine Frau vom Lande, deren Duft die Männer verrückt macht. Ihre unförmige, aber sanftmütige Tochter, die unschuldig ins Gefängnis kommt. Dazu: sprechende Elefanten, gehorsame Bienen, Racheritter und sonstige Hünen. Das ist Phantastik pur – und doch knallharter Realismus. Der Wal Cheon Myeong-kwan. Aus dem Koreanischen von Matthias Augustin und Kyunghee Park.

Die 58. Bestenliste steht bei Litprom als PDF zum Download zur Verfügung.

(1.3.2023)