Die von Litprom e.V. viermal jährlich herausgegebene Bestenliste „Weltempfänger“ nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Normalerweise liegt der Fokus auf Literatur aus dem Globalen Süden — diese Sonderausgabe anlässlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine richtet jedoch den Blick nach Osteuropa. Die folgende Liste enthält die ins Deutsche übersetzten Belletristikbücher:

  • Glückliche Fälle von Yevgenia Belorusets (Ukraine/Deutschland). Erzählungen (aus dem Russischen von Claudia Dathe)
    „Sie fotografiert, installiert, ist politisch tätig. Anfang März war sie in einem Keller in Kiew.“ (Arno Widmann)
  • Rote Kreuze von Sasha Filipenko (Belarus). Roman (aus dem Russischen von Ruth Altenhofer)
    „Nach einem Erlass Stalins galten russische Gefangene als „Volksfeinde“. Auch ihre Angehörigen landeten im Gulag. (…) Der weißrussische Autor erinnert an die Verbrechen Stalins.“ (Ruthard Stäblein)

  • Ein Ring aus Papier von Zygmunt Haupt (Polen/Ukraine/USA) Erzählungen (aus dem Polnischen von Esther Kinsky)
    „Ich empfehle Ein Ring aus Papier, weil es die Welt beschreibt, die zwischen 1914 und 1945 untergegangen ist, in den Gebäuden, Landschaften und Gemütern dennoch fortlebte und nun ein weiteres Mal unterzugehen droht.“ (Navid Kermani)

  • Graue Bienen von Andrej Kurkow (Ukraine) Roman (aus dem Russischen von Sabine Grebing und Johanna Marx)
    „Anhand der Geschichte eines Bienenzüchters folgt Andrej Kurkow den Bruchlinien des Konflikts im Donbass und auf der Krim – mit Blick auf die Schicksale der kleinen Leute. (Ulrich Noller)

  • Das perfekte Gift von Sergej Lebedew (Russland) Roman (aus dem Russischen von Franziska Zwerg)
    „Ein Politthriller, der oszilliert zwischen Diskurs und Plot. Ein russischer Geheimdienst-Offizier wird ausgeschickt, um einen einst in sowjetischen Dienst gestandenen Biochemiker zu liquidieren.“ (Thomas Wörtche)

  • Blauwal der Erinnerung von Tanja Maljartschuk (Ukraine/Österreich) Roman (aus dem Ukrainischen von Maria Weissenböck)
    „Ein vergessener Volksheld der Ukraine und eine Autorin in der Krise heute. Zwei Emigranten in Wien, die sich nie begegnet sind. Die Bachmann-Preisträgerin 2018 macht aus ihrer Spurensuche einen klugen Roman.“ (Cornelia Zetzsche)

  • Hundepark von Sofi Oksanen (Finnland) Roman (aus dem Finnischen von Angela Plöger)
    „Die Autorin finnisch-estnischer Herkunft erzählt in ihrem spannenden Roman über die Kinderwunschindustrie in der Ukraine und von den weitreichenden Verwerfungen, die der Zusammenbruch der Sowjetunion nach sich zog.“ (Anita Djafari)

  • Leben. Geschichten von Oleg Senzow (Ukraine) Autobiographische Erzählungen (aus dem Russischen von Irina Bondas u.a.)
    „Der Autor und Filmemacher Oleg Senzow war von 2014 bis 2019 in russischer Gefangenschaft. Nicht von der Haft, sondern von der Kindheit auf der Krim erzählt er in seinen Geschichten, die intensiv davon berichten, wie wunderschön und gleichzeitig aussichtslos das Leben in der Ukraine war.“ (Ines Lauffer)

  • Der Körper kehrt wieder von Maria Stepanova (Russland) Gedichte (aus dem Russischen von Olga Radetzkaja)
    „Diese Lyrik, in Teilen geschrieben nach der Intervention Russlands im Donbass 2015, erhebt radikal Einspruch gegen die offizielle russische Geschichtsschreibung – und die Wiederkehr von Totgesagtem: dem lauten Chor des Vaterländischen, von Heldenwahn und Kriegsgesängen.“ (Claudia Kramatschek)

  • Internat von Serhij Zhadan (Ukraine) Roman (aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr)
    „In der Ferne explodieren Granaten, Glas splittert unter den Stiefeln eines Snipers. Pawel will den Neffen aus dem Internat holen. Sein Weg führt durch eine Stadt in Agonie. Vom Krieg in der Ostukraine erzählt Serhij Zhadans Schreckensszenario als Vernichtung der Mitmenschlichkeit.“ (Jörg Plath)

Die vollständige Liste ist bei Litprom als PDF-Datei verfügbar.

(26.4.2022)